Die Ausstellung mit dem Titel Ornaments from Earth widmet sich ganz dem Themenkomplex der Formen und ihrer Sprache. Jay Gard untersucht feinsinnig die Wesenhaftigkeit von natürlichen und künstlichen Strukturen, dekonstruiert und rekonstruiert, transformiert und filtert diese, woraus eine faszinierende und ergreifende Ästhetik entsteht.
Seine künstlerische Praxis schlägt eine Brücke zwischen handwerklicher Perfektion von industriellen Herstellungsprozessen und der Schönheit des Unperfekten. Inspiriert von kunsthandwerklichem Wissen über Techniken und Formen unterschiedlicher, prägender Stilepochen, führt Gard jene Traditionen in eine zeitgenössische Perspektive. Formzitate aus dem Barock finden zum Bespiel in seiner Serie der Baroque Wallpaper eine virtuose Anschauung. In musikalischer Anmutung sind die skulpturalen Elemente zu einer komplexen Komposition angeordnet, die durch das sensibel austarierte Gleichgewicht von organischen und strengen Formen zusammengehalten wird. Das Wechselspiel von spielerischer Farb- und Formensprache und einer geometrischen Rationalität zieht sich durch das Schaffen Gards und eröffnet in der Werkserie Billboardseinen vielschichtigen Dialog zwischen zwei- und dreidimensionalen Gestaltungsprinzipien. In perspektivischer Raffinesse eines komplexen Muster-Schattensystems treten die Formen selbstbewusst aus dem Bildgrund hervor, wobei eine formale Strenge stets eine Auflockerung an die Hand bekommt. So wie Gard Muster anlegt, so bricht er mit diesen im gleichen Moment, was den Werken eine humoristische Leichtigkeit verleiht.
Synergetisch und selbstverständlich verwischt Gard die Genregrenzen von Kunst und Gestaltung, Malerei und Bildhauerei und nutzt deren Potentiale um eine Ornamentik zu erschaffen, die ihre inspirativen Wurzeln gleichsam in der Antike, dem Rokoko oder auch dem Bauhaus hat.
Jay Gard eröffnet eine zeitgenössische Perspektive auf das barocke Kulturgut der Region. Seine Werke gehen einen vielschichtigen Dialog mit dem Tettnanger Neuen Schloss als auch der Oberschwäbischen Barockstraße ein. Beide kulturhistorischen Initiativen stehen für die lokale Bedeutung der Stilepoche und werden in der künstlerischen Reflexion in ein neues Licht gerückt.
Anlässlich des 100. Jahre Bauhaus-Jubiläums wurde Jay Gard mit einem Stipendium geehrt. Seine Werke sind in nationalen und internationalen Sammlungen vertreten, u.a. in der Bauhaus Foundation, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie in zahlreichen privaten Sammlungen. Neben seinen weltweiten Ausstellungen in staatlichen und privaten Institutionen, realisierte Gard eine Vielzahl von Werken im öffentlichen Raum. Im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz wurde Jay Gards künstlerischer Entwurf für eine Arbeit im öffentlichen Raum zur Umsetzung ausgewählt.
Am 18. Januar 2024 um 19 Uhr laden wir herzlich zur Veröffentlichung der Jay Gard gewidmeten Sonderausgabe Unikat 17 des Art Kunstmagazins sowie zu einem Künstlergespräch mit anschließendem Umtrunk ein.