FS.ART Bodensee
Anselm Reyle / Ewiges Licht
Ausstellungsdauer: 26.10.2024 bis 15.02.2025
(vom 21.12.2024 bis 08.01.2025 geschlossen)
Donnerstag 28.11.2025, 19:00 Uhr Künstlergespräch mit Anselm Reyle
Öffnungszeiten:
Donnerstags 16:00 bis 19:00 Uhr
Samstags 11:00 bis 14:00 Uhr
oder nach vorheriger Vereinbarung unter +49-030-44356657 oder kontakt@fs-art.de
Die Ausstellung von Anselm Reyle bietet einen umfassenden Überblick über das Schaffen des Künstlers und zeigt Arbeiten aus verschiedenen Werkserien.
Anselm Reyles Œuvre zeichnet sich durch eine faszinierende Vielfalt und ein konsequentes Spiel mit Materialien, Farben und Formen aus. In seiner Kunst verschmelzen High- und Low-Culture, urbaner Glanz und postindustrielle Tristesse zu einer unverwechselbaren ästhetischen Sprache. Er bedient sich unter anderem der Strategien der Appropriation und des Ready-Made, um alltägliche Objekte und Materialien umzugestalten, neu zu kombinieren und sie so in einen erweiterten kunsthistorischen Kontext zu überführen. Insbesondere die Verwendung von Folien, Lacken und Neonleuchten verweisen auf die Ästhetik des Konsums und der Massenproduktion, die er in Kunstwerke mit überwältigender Präsenz transformiert.
Zentral in Reyles Schaffen ist das Spiel mit verschiedenen Materialitäten und Oberflächen. Seine Skulpturen, Wandbilder, Leuchtkästen und Installationen wirken auf den ersten Blick oft überperfekt, enthüllen aber bei näherer Betrachtung eine vielschichtige Sensibilität für das Zufällige und das Experimentelle. Die reflektierenden Oberflächen seiner Arbeiten, die häufig auf Industriefolien, glänzenden Lacken oder strukturbetonten Malereien basieren, spielen zwischen oberflächlichem Glanz und tiefliegender Substanz. Dabei betreibt Reyle keine Malerei im generischen Sinne. Vielmehr inszeniert er sie, und nutzt die Errungenschaften z.B. des deutschen Informell oder der amerikanischen Farbfeldmalerei vergleichbar zu Remixes in der Musik der 90er Jahre. Doch statt sich in formalen Zitaten zu verlieren, interpretiert er diese Vorbilder neu und stellt sie in den Kontext einer postmodernen Welt, die von Massenproduktion, digitaler Ästhetik und der Auflösung traditioneller künstlerischer Kategorien geprägt ist.
Das Licht spielt dabei ebenfalls eine zentrale Rolle. Sei es indirekt durch Reflektionen und Spiegelungen, oder direkt durch die Verwendung von Neonleuchten. „Ewiges Licht“ ist passenderweise auch der Titel, den Reyle für seine Tettnanger Ausstellung gewählt hat. Der Künstler verwendet stets Ausstellungstitel, die er selbst als Fundstücke bezeichnet. Diese entstammen ursprünglich von Songtiteln von Heavy-Metal- oder Punk-Bands sowie B-Movies oder ähnlichen Quellen. Damit spielt Reyle zum einen auf das Transzendentale in seinem Werk an, versieht diesen Pathos aber im gleichen Moment auch mit einem Augenzwinkern, was durchaus als paradigmatisch für sein Gesamtwerk betrachtet werden kann.
Anselm Reyle schafft es, die Grenzen von Kunst und Alltagsmaterialien auf subversive Weise zu verwischen und damit die Frage nach dem Wert und der Bedeutung von Kunst im Zeitalter der Reproduzierbarkeit neu zu stellen. Seine Werke sind gleichzeitig monumental und fragil, klar strukturiert und doch voller ambivalenter Bedeutungen – ein faszinierendes Spiegelbild unserer Zeit.
FS.ART Oktober 2024